Meine Begegnung mit einem selbsternannten Energieheiler
Vor Kurzem bin ich online mit einem Mann in Kontakt gekommen, der am Aufbau von Wohngemeinschaften beteiligt ist. Er beschreibt sich als erfahren in der Unterstützung anderer und als „Energieheiler“, der Menschen zusammenführt – so sagt er es. Ich überlege, ob so eine Lebensform mit gemeinsamer Kinderbetreuung und gegenseitiger Unterstützung unter Müttern für mich geeignet wäre. Mein Ziel ist es, von Deutschland nach Ungarn zu ziehen, wo ich ein großes Grundstück besitze.
Da er aus Hildesheim kommt und dies auf meinem Weg liegt, verabreden wir uns dort zu einem Kennenlerntreffen in einem Restaurant. Während des Gesprächs beginnt er, über seine „Erfolge“ zu erzählen und spricht davon, „Frauen geheilt“ zu haben, was mich stutzig macht. Er beschreibt eine „Heilung“ durch Tantra und deutet dabei sexuelle Handlungen an, die angeblich Teil seines „spirituellen Heilungsprozesses“ seien.
Ich bin als Yogalehrerin auf innere Arbeit und Tantra spezialisiert und weiß, dass Tantra nichts mit sexuellen Handlungen zu tun hat. Es geht vielmehr um die Verbindung mit sich selbst und das Erreichen innerer Balance. Entsetzt frage ich nach: Was genau hast du gemacht?
Er weicht aus und beginnt nervös zu schwitzen. Schließlich gibt er zu, dass es um sexuelle Handlungen ging, und ich konfrontiere ihn mit meiner Sicht: „Eine verletzliche Frau mit einem Trauma weiter zu verletzen und das dann noch als ‚Heilung‘ zu deklarieren – das ist Missbrauch.“ Eine heilsame Unterstützung braucht Einfühlungsvermögen und Verständnis, und Heilung sexueller Gewalt kann nicht durch eine fremde Person erfolgen, die vorgibt, eine „spirituelle Erfahrung“ anzubieten.
Das Gespräch zeigt mir, wie wichtig es ist, wachsam zu sein. Es gibt immer wieder selbsternannte Heiler und Coaches, die sich auf „spirituellem Weg“ befinden und dabei nicht nur ihre eigenen, sondern auch die Grenzen anderer ignorieren.